ISMPS

INSTITUT FÜR STUDIEN DER MUSIKKULTUR

DES PORTUGIESISCHEN SPRACHRAUMES


MUSIK IN GLOBALEN PROZESSEN

Portugal


kulturwissenschaftlich orientierte Musikstudien &

musikwissenschaftlich geleitete Kulturstudien

Kontexte

Europa | Mittelmeerraum | Atlantik | ehemalige überseeische Gebiete | Migrantengruppen



e.V. gegründet
1968 - Brasilien
1985 - Deutschland



unter Leitung von

Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo

Universität Köln

Vorsitzender des ISMPS

Portugal ist der Hauptbezugspunkt aller Kontexte, die im Rahmen des ISMPS untersucht werden. Diese zentrale Stellung, die bereits dem Namen der Forschungseinrichtung zu entnehmen ist, ist allerdings im Sinne der Zielsetzung des ISMPS und einer theoretischen Orientierung der Forschung zu verstehen, die zur Gründung des Instituts geführt hat.


Das ISMPS wurde als wissenschaftliches Forschungszentrum 1985 in Deutschland eingetragen, ein Jahr, das von den Europäischen Gemeinschaften als Europäisches Jahr der Musik ausgerufen worden war. Dadurch sollte die Bedeutung Portugals im europäischen Kontext auch hinsichtlich der Musik in Vergangenheit und Gegenwart hervorgehoben werden. Dabei sollte auch an die Bedeutung Portugals bei der Expansion Europas in der außereuropäischen Welt seit der Entdeckungszeit und somit an die globalen Dimensionen der Europa betreffenden Studien und Überlegungen erinnert werden. Zugleich sollte die neue Rolle Portugals im vereinten Europa seit der Umorientierung des Landes durch die Unabhängigkeit ehemaliger überseeischer Gebiete in den 1970er Jahren hervorgehoben werden. Dieses Anliegen erschien als doppelt aktuell angesichts der Bestrebungen zur Vereinigung Europas und der weltweiten Globalisierungsprozesse.


Der Gründung des Instituts gingen jahrzehntelange Studien, Überlegungen und Debatten voraus. Sie wurden von einem international zusammengesetzten Arbeitskreis vorbereitet, der seit 1975 von Deutschland aus arbeitete. Angesichts der politischen Veränderungen in Portugal war es das Ziel des Arbeitskreises, Korrekturen und Erneuerung von Sichtweisen zu diskutieren. Angestrebt war die weitere Entwicklung und Institutionalisierung einer adäquaten Kultur- und Musikforschung in den portugiesischsprachigen Ländern, vornehmlich in Portugal und Brasilien, wie sie bereits in den Jahren zuvor entworfen worden war. Darüber hinaus sollten diese theoretischen Ansätze auch zur Entwicklung einer kulturwissenschaftlich orientierten Musikforschung im internationalen Rahmen beitragen.


Die Bildung dieses Arbeitskreises kam einem Desiderat entgegen, das bei luso-brasilianischen Konferenzen in Portugal und Brasilien 1974 formuliert worden war. Diese Konferenzen, die vom Fachbereich Ethnomusikologie und Ästhetik der Fakultät für Musik und Kunsterziehung São Paulos veranstaltet wurden, fanden im Rahmen einer Bewegung zur Erneuerung der Kultur- und Musikstudien statt, die in luso-brasilianischen Kreisen Mitte der 1960er Jahre in São Paulo entstanden ist und zur Gründung des ersten Forschungszentrums für kulturwissenschaftlich orientierte Musikforschung führte.


Gegenstand der Forschung


Gegenstand der Aufmerksamkeit in dieser Forschungstradition sind Kulturprozesse und die Funktion der Musik in ihnen. Portugal diente als Bezugspunkt bei der Analyse von Vorgängen und Netzwerken, die sich nicht auf die heutigen nationalen Grenzen beschränken lassen. Sie sind grenzüberschreitend unter verschiedenen Aspekten. In dieser Orientierung beschränkt sich die Forschung nicht auf Kategorien wie die Sphären der Kunst-, Volks- oder Popularmusik, auch nicht der kirchlichen oder weltlichen Musik. In dieser Zielsetzung unterscheidet sich die Zielsetzung des ISMPS von der konventionellen Musikgeschichte, aber auch von überkommenen Auffassungen der Volkskunde und Musikethnologie. Der Blick bei den Studien des ISMPS richtet sich nicht etwa prinzipiell auf Musikwerke, Musikgattungen oder Musiker, Komponisten und Dirigenten, auch nicht auf die Praxis und das Repertoire für Cembalo, Orgel, Gitarre oder andere Instrumente oder auf eine als portugiesisch zu charakterisierende, typische, gar nationale Musik, wie den Fado. Der Blick richtet sich auf die Rolle der Musik in Kulturprozessen. Die Musik ist eingeschrieben in prozesshafte Kulturkontexte und trägt und leitet diese zugleich.


Kognitiver Ansatz


Nach ältesten Auffassungen wirkt die Musik auf Affekte, bewegt Emotionen und prägt Stimmungen („musica movet affectus“). Sie beeinflusst individuelle und kollektive psychische Zustände, schafft Zusammengehörigkeitsgefühle, verleitet Individuen und Gemeinschaften zu Handlungen, Abenteuern und  überragenden Taten. Sie führt auch zum nostalgischen Schwelgen, zu Sehnsucht und Sentimentalismus oder zu resignierter Trauer bei Schicksalsschlägen. Portugal war durch seine Vergangenheit der großen Entdeckungsfahrten bis hin zu den entferntesten Weltregionen mit Eroberungen, Abenteuern und Wagnissen aller Art von einem Drang in die Ferne erfüllt, der zu Niederlassungen, Besiedlungen und Kolonisierungen außereuropäischer Regionen führte. Dies zeugt von Impulsen, von Mut, Entschlossenheit und energischen Taten, was nicht nur primär Vernunft und pragmatischen Absichten entspringt, sondern auch von emotionalen Faktoren getrieben war, welche Menschen kulturell konditionieren und unterbewusst prägen. Portugal ist aber auch ein Land, das die Saudade besingt und somit vom Sehnen in all seinen Sinngehalten, nach der verlassenen Heimat, nach Rückkehr, erfüllt ist. Das Bild Portugals ist heute durch den emotionsgesättigten Fado geprägt, was eine Auseinandersetzung mit seelischen Bewegungen geradezu erzwingt.


Anders als die Ansätze demopsychologischer Studien früherer Zeiten richtet sich der Blick des ISMPS nicht auf Statisches, Unveränderliches, Typisches bzw. Charakteristisches, auf Wesenhaftes im Sinne essentialistischer Zuschreibungen, sondern auf Prozesse und somit auf Wandelbares und Veränderbares. Die Analyse vergangener Entwicklungen dient der Klärung gegenwärtiger Situationen und somit dem Bewusstwerden kultureller Bedingtheiten. Die Forschung ist gegenwarts- und zukunftsorientiert. Keinesfalls dient sie zur Verherrlichung großer Taten und Gestalten, zur Verklärung der Vergangenheit mit all ihren Untaten und schwerwiegenden Folgen oder zur nostalgischen Rekonstruktion vergangener Größe. Sie soll nicht Kommemorationen von Daten und Ereignissen der Entdeckungen, sondern als Stütze zur Analyse dienen.


Kulturanalyse – Systemisches


DIe Aufmerksamkeit richtet sich zwar auf Dynamisches, auf Vorgänge, die in der Zeit verlaufen, auf Prozesse und ihre Interaktionen und Synergien. Das Ziel der Analysen ist allerdings letztlich systemischer Natur, nämlich die Untersuchung eines Ordnungsgefüges des Welt- und Menschenbildes und dessen Mechanismen, die diese Prozesse hervorrufen bzw. leiten. Erwartet werden mit diesem Anliegen Klärungen von Kulturprägungen und -konditionierungen, die zu Handlungen in der Vergangenheit und ihren Folgen geführt haben. Es dient nicht nur der Überprüfung von Ansichten, der Reflexion, der kritischen Bewältigung vergangener Taten, sondern auch der Eröffnung neuer Sichtweisen und Zukunftsperspektiven und dem Neuen. Dier Erforschung von Vergangenem dient als Grundlagen und Stütze für die Analyse gegenwärtiger Zustände und Entwicklungen. Nochmals: keinesfalls sollen die Studien des ISMPS einer Verherrlichung vergangener Größe und Gestalten oder kolonialer, imperialer und nationalistischer Auffassungen dienen.


Portugal soll nicht nur hinsichtlich der Taten und Wirkungen seiner außereuropäischen Entdeckungsreisen betrachtet werden. Es selbst soll als Teil Europas als Bezugspunkt für Studien von Netzwerken und Prozessen, die Europa durchziehen, Gegenstand der Aufmerksamkeit sein.


Bedeutung Portugals für Kulturstudien


Im äußersten Westen Europas gelegen, ist diese Region des Festlandes am Rande des Atlantiks seit ältesten Zeiten in ein Gefüge von Welt- und Menschenanschauungen eingeschrieben, das, abgeleitet aus der Naturbeobachtung, die antike Geographie, Ethnologie und Anthropologie bestimmte und in der Mythologie seinen Ausdruck fand. Nicht von ungefähr ist Ulysses – Odysseus – der Gründer von Lissabon. Er erreichte es nach langer und gefährlicher Reise über das Mittelmeer und Durchquerung der Säulen der Herakles – Gibraltar – an den Gestaden des Ozeans. Er erreichte den sicheren Hafen am Rande des bekannten Erdkreises, von dem aus er schließlich die Heimkehr zum Osten antrat.


Die Kulturstudien des antiken lusitanischen Raumes können sich nicht nur auf archäologische Befunde und historische Fakten stützen, sondern müssen auch ein System von Auffassungen des Welt- und Menschenbildes berücksichtigen, das sich in Mythen und Sinnbildern ausdrückte. Auch in späteren Jahrhunderten blieben die antiken Mythen in die Geschichte Portugals integriert. Die navigatorische Bildersprache, wie sie in der Gestalt des Odysseus zum Ausdruck kommt, wurde mit biblischem Bezug sowohl typologisch als Noah als auch anti-typologisch als Barke der Kirche gedeutet. Die Taten der Portugiesen wurden vor dem Hintergrund dieser mythischen Überlieferungen verstanden, wie die Lusiaden von Luís de Camões (1524/25 - 1580) exemplarisch bezeugen. Die Betrachtung der Geschichte Portugals und dessen Vorgeschichte, wie sie in älterem Schrifttum und in Überlieferungen erscheint, verlangt nach kulturwissenschaftlichen Ansätzen.


Portugal und das Abendland


Die Lage im äußersten Westen Europas am Rande des finsteren Ozeans entspricht dem Abend im Verlaufe des Tages, dem Herbstäquinoktium im Jahreszyklus, dem Alter im Verlaufe eines Menschenlebens und weist andere Entsprechungen auf. Portugal ist in diesem Sinne das Abend-Land schlechthin. Seine Berücksichtigung ist für eine Grundlagenforschung dessen, was Europa als das Abendland ausmacht, unerlässlich.


Wegenetzte, die Europa oder den Mittelmeerraum durchziehen, finden seit ältesten Zeiten im äußersten Westen der iberischen Halbinsel ihr Ende. Im Mittelalter führten die Wege zum Grab des Apostels Jakobus d. Ä. zum „Finis Terrae“ in Galizien. Im Zeichen der Reconquista verliefen die Entwicklungen entlang des Atlantiks zum Süden und nach Nordafrika, was – verstanden als eine Wiedereroberung – die historische Formung Portugals bestimmte.


Dieser Vorgang prägte die Bildersprache von Überlieferungen, die bis heute noch in Traditionen der von den Portugiesen geprägten außereuropäischen Regionen weiterleben. Die Reisen der Portugiesen auf dem Ozean, ihre Entdeckungen neuer Weltregionen, bedeuteten eine Fortsetzung dieser Prozesse einer „Reconquista“. Diese war nach der damaligen religiösen Überzeugung eine Wiedereroberung christlicher Länder, die zu Urzeiten des Christentums von den Aposteln missioniert worden waren. Dies kann gleichsam als ein Drang infolge systemischer Mechanismen eines Komplexes von Welt- und Menschenauffassungen aufgefasst werden. Das Ziel ist – wie bei Odysseus – die Rückkehr in östlicher Richtung zur Heimat. Die Orientierung Portugals zum Orient erscheint als im Kultursystem vorgegeben. Die Studien von Kulturprozessen ausgehend von Portugal verlangen unter vielen Aspekten die Berücksichtigung mythischer Grundlagen der Antike und ihrer Verchristlichungen nach adäquater, kulturwissenschaftlich orientierter biblischer Hermeneutik. Portugal kann dadurch auch maßgeblich zu den antiken Studien beitragen und nicht zuletzt zur Klärung eines Systems von Vorstellungen, das zur Entmystifizierung dessen führte, was das Land zutiefst prägte. Hierin dürfte die herausragende Bedeutung von prozessorientierten Studien Portugals zur Kulturwissenschaft gesehen werden.


Entwicklung der Studien


Die Kultur- und Musikstudien zu Portugal, wie sie im Rahmen des ISMPS durchgeführt werden, gingen von Entwicklungen in Brasilien in den 1960er Jahren aus. Die luso-brasilianischen Studien blickten damals auf eine alte Tradition zurück. Eine umfangreiche Literatur war vorhanden. Portugiesische Gelehrte unterrichteten an Universitäten und hielten Vorträge in Kulturzentren. An Musikhochschulen wirkten portugiesische Dozenten, die sich auch als Komponisten und Theoretiker betätigten. Portugiesische Dozenten hatten Generationen von Musikern ausgebildet und vor allem musiktheoretisch geprägt, wie u.a. Frederico Nascimento (1852-1924) in Rio de Janeiro. Das Lexikon portugiesischer Musiker von Ernesto Vieira (1848-1915) gehörte seit Jahrzehnten zu den grundlegenden Nachschlagewerken.


Die Musikgeschichte im Allgemeinen und insbesondere Portugals wurde in Brasilien durch die Rezeption von Publikationen portugiesischer Gelehrter wie Mário de Sampayo Ribeiro (1898-1966) maßgeblich geprägt. Sein Tod gab Anlass zu Überlegungen über die historische Musikwissenschaft sowie das Leben und Wirken portugiesischer Musiker und Komponisten in der Kolonialzeit und deren Nachwirkung nach der Unabhängigkeit. Die im Archiv der Erzdiözese São Paulo vorhandenen Partituren portugiesischer Komponisten wie João Cordeiro da Silva (1735-1808)  oder André da Silva Gomes (1752-1844) wurden seit Anfang der 1960er Jahre durch Initiativen von Dozenten der Konservatorien Osvaldo Cruz und Carlos Gomes untersucht.


Zugleich wurden im Rahmen des wachsenden Interesses für die alte Musik in Brasilien Werke für Tasteninstrumente und der Vokalpolyphonie studiert und aufgeführt. Bei der Wiederentdeckung und der Begeisterung für das Cembalo in São Paulo in den 1960er Jahren wurde vor allem Domenico Scarlatti (1685-1757) fokussiert, dessen Werke auch in Lehrprogrammen der Musikkonservatorien Eingang fand. Dadurch wurde die Aufmerksamkeit auf die mehrjährige Präsenz von Scarlatti in Portugal seit 1719 sowie auf die Rezeption neapolitanischer Musiktradition auch in der Kirchenmusik gelenkt. Beim internationalen Musikfestival von Curitiba 1969 und 1970 sowie bei Konzerten des Ensembles Paraphernalia in São Paulo wurde die Bedeutung der Musik für Cembalo und Orgel Portugals hervorgehoben. Eine besondere Beachtung wurde den Flores de Música von Manuel Rodrigues Coelho (ca. 1555-1635) in Konzerten geschenkt, die mit Kommentaren auf der Grundlage von Texten von Macario Santiago Kastner (1908-1992) vorgestellt wurden. Werke, die in der Denkmalausgabe Portugaliae musica veröffentlicht wurden, wurden vom Collegium Musicum von São Paulo in Zusammenarbeit mit dem portugiesischen Musikforscher Cónego José Augusto Alegria (1907-2004) aufgeführt. Die einstimmige Musik des portugiesischen Mittelalters wurde anhand der Studien von Solange Corbin (1903-1973) studiert.


Auch im Bereich der Folklore-Studien wurden portugiesische Publikationen zur Ethnographie beachtet. Für das Studium der mündlichen Überlieferungen waren, vor allem in der Romances-Forschung, Publikationen von Adolfo Coelho (1847-1919), Teófilo Braga (1843-1924), José Leite de Vasconcelos (1858-1941) und v.a. unentbehrlich. Portugiesische Volkskundler, Archäologen und Anthropologen standen in Kontakt mit brasilianischen Kulturforschern. Portugiesische Folkloreforscher wirkten bei Projekten und Fachkongressen mit. Kooperationen prägten vor allem die Debatten im Museum für Volkskünste und -techniken der Brasilianischen Gesellschaft für Folklore. Das Projekt über die portugiesischen Volksmusikinstrumente von Ernesto Veiga de Oliveira (1910-1990) sowie eine von der Stiftung Calouste Gulbenkian unterstützte Ausstellung in Portugal wurden in den 1960er Jahren zum Vorbild für Studien der Instrumentenkunde und der Darstellung von Instrumenten in Museen und bei Folklore-Festivals. Portugiesische Anthropologen lieferten auch bedeutende Impulse zur Erneuerung von Methoden und Denkweisen in der empirischen Kulturforschung, u.a. António Jorge Dias (1907-1973) und Margot Dias (1908-2001).


Nicht zuletzt unter dem Eindruck politischer Unruhen und Umwälzungen in den überseeischen Gebieten Portugals sowie der Ankunft portugiesischer Einwanderer aus diesen Ländern setzte sich nach 1966 das Anliegen durch, die portugiesischen und luso-brasilianischen Studien in ihren zugrundeliegenden Einstellungen und Sichtweisen zu überprüfen und zu aktualisieren. Diese Bestrebungen erhielten Impulse von einflussreichen portugiesischen Komponisten und Denkern, allen voran Fernando Lopes Graça (1906-1994). Portugiesische Musiker, die Brasilien bereisten, vermittelten bei Gesprächen Informationen und gaben Impulse zum Gedankenaustausch. Zu erinnern ist an die von dem Pianisten Sequeira Costa (1929-2019) entfachten, z.T. polemischen Diskussionen, die das Bewusstsein für eine notwendige Wendung von Einstellungen und Sichtweisen schärften.


Diese Bestrebungen zur Erneuerung in portugiesischen und luso-brasilianischen Kreisen standen in Zusammenhang mit Entwicklungen und Anliegen in Migrantengemeinden und deren Nachkommen. In ihnen wurden bei Festen in regionalen Zentren und Pfarrgemeinden portugiesische Folklore-Traditionen gepflegt. Seit Jahrzehnten wurden portugiesische Migrantenvereine von portugiesischen Sängern und Sängerinnen sowie Gitarristen, Tunas-Ensembles und Orpheon-Chören besucht. Einige dieser Vereine besaßen Notenmaterialien, die bei den Studien und in Ausstellungen berücksichtigt wurden. Portugiesische Musiker und Komponisten waren im Bereich der Unterhaltungsmusik und vor allem in der Bühnenmusik mit ihren Revistas beteiligt. Im Rahmen der Bewegung zur Erneuerung der Kultur- und Musikstudien, die zur Gründung der Gesellschaft Nova Difusão 1968 führte, wurde die Diffusion dieses Repertoires und der Musikpraktiken Gegenstand von Untersuchungen. Zu den Themen gehörten die Beziehungen der orpheonischen Bewegung zu derjenigen Portugals, die Gitarrenmusik und ihre Forschung und allen voran die Verbreitung und Popularität des Fado. Hier entfachten sich rege Diskussionen, da manche Kreise von Migranten, vor allem aus dem Norden Portugals, dem Fado trotz seiner allgemeinen Beliebtheit wegen seiner besonderen Verortung mit Lissabon und insbesondere mit der Alfama einen Anspruch auf Inbegriff einer nationalen Musik Portugals absprachen.


Zur Entwicklung der Überlegungen trug maßgeblich der portugiesischen Komponist Jorge Peixinho (1940-1995) bei. In einem im Casa de Portugal in São Paulo 1970 gehaltenen Vortrag hob er die Notwendigkeit hervor, das Musikschaffen und die Anschauungen über Kultur und Kunst, Literatur und Geschichtsbild in reflektierter Übereinstimmung mit progressiven zeitgenössischen Tendenzen zu erneuern. Die vergangenheitsgewandten, gar reaktionären Denkweisen und Einstellungen, die die Studien zu Portugal belasteten, sollten überwunden werden. Ansichten und Darstellungsweisen, die von der kulturpolitischen Propaganda des „Estado Novo“ geprägt waren, sollten in ihren zugrundeliegenden Leitgedanken überprüft werden.


Auf Hochschulebene wurden die Bestrebungen zur Erneuerung der Kultur- und Musikstudien zu Portugal im Rahmen der Fachbereiche Ethnomusikologie und Ästhetik der Fakultät für Musik und Kunsterziehung des traditionsreichen Musikinstituts São Paulo fortgesetzt, das seit 1971 unter portugiesischer bzw. luso-brasilianischer Leitung stand. Rezente Publikationen portugiesischer Autoren wurden diskutiert. Es wurden Studien in Migrantenzentren São Paulos und anderen Städten des Landes durchgeführt. Archive von Blaskapellen und Vereinen wurden untersucht.


1971/72 wurde eine Forschungsreise zum Nordosten Brasiliens veranstaltet, bei der Bibliotheken und portugiesische Zentren besucht und Volkstraditionen portugiesischer Herkunft beobachtet und mit Experten diskutiert wurden. In Cabrália/Porto Seguro, dem Ort der Entdeckung Brasiliens, wurde in Kooperation mit dem Museum der Universität São Paulo symbolisch die Neuausrichtung der Studien initiiert, indem das erste Dokument mit Angaben zu Musik und Spielen der Portugiesen in Brasilien – der Brief von Pero Vaz de Caminha (1450-1500) – analysiert wurde. Bei den Forschungen wurde das wichtigste Werk eines portugiesischen Komponisten aufgefunden, nämlich das gesamte Offizium für die Karwoche von Theodoro Cyro, einem Absolventen des Seminars des Patriarchats von Lissabon vom Ende des 18. Jahrhunderts, der als Domkapellmeister in Salvador/Bahia wirkte. Dieses Werk wurde zum Gegenstand von Vorträgen am Musikseminar der Universität von Bahia sowie an der Musikfakultät in São Paulo, wo auch die in ihm verarbeiteten Motetten veröffentlicht und aufgeführt wurden. Dabei wurde die Bedeutung der Musik und der Musikbildung am Seminar von Lissabon hervorgehoben und die Diffusion des italienischen bzw. neapolitanischen Stils der orchesterbegleiteten Kirchenmusik in Portugal und Brasilien und dessen Nachwirkungen im 19. Jahrhundert diskutiert. Diese Studien bereiteten die Durchführung von Konferenzen in Portugal vor, bei denen die Tendenzen der Kultur- und Musikstudien und die Zustände der Institutionen angesichts der politischen Spannungen in den portugiesischen Übersee-Gebieten diskutiert werden sollten.


1973/74 wurde für diese Konferenzen die Reise einer Kommission von Vertretern der luso-brasilianischen Kreise São Paulos nach Portugal realisiert. Es wurden Bibliotheken und Archive besucht und Gespräche in mehreren Regionen und Institutionen geführt. Durch die Teilnahme von Amelia Martins, die in ihrer Kindheit das von Jesuiten geleitete Seminar von São Fiel in Beira Baixa sowie dessen Auflösung erlebte, sollte dessen Musikgeschichte rekonstruiert werden. Andere Institutionen der Beiras, allen voran das Liceu von Castelo Branco, sollten für die Studien aufgesucht werden. Ausgehend von den in Brasilien aufgefundenen Karwoche-Offizien des Kapellmeisters von Salvador wurden Fragen des Weiterwirkens portugiesischer Musiker und Komponisten nach der Unabhängigkeit Brasiliens sowie die Folgen kirchenmusikalischer Restauration am Ende des 19. Jahrhunderts für das Musikleben vor allem kleinerer Ortschaften Portugals diskutiert. Es wurden Interviews mit Familien von Soldaten, die bei den Kämpfen in Afrika wirkten, durchgeführt und dabei die Notwendigkeit diskutiert, neue Sichtweisen des sich faktisch durchsetzenden Zustandes zu erarbeiten.


Bei Besprechungen am Musikkonservatorium von Porto sollten die historischen Beziehungen von Porto zu Brasilien am Beispiel des Pianisten Óscar da Silva (1870-1958) erneuert werden, der in Brasilien lange Jahre lebte und zu einer Hauptgestalt des Interesses für Brasilien in Portugal wurde. Bei den Besprechungen, in denen seine Studien und Bindungen zu Deutschland hervorgehoben wurden, wurde das Projekt erarbeit, in Deutschland als einem Zentrum der Musikwissenschaft und der luso-brasilianischen Studien einen Arbeitskreis einzurichten, um das Anliegen der Entwicklung einer kulturwissenschaftlich orientierten Musikforschung in internationaler Kooperation voranzutreiben.

1974 | Arbeitskreis – Quellenforschung


1974 wurde auf Anregung in Besprechungen, die in Brasilien und Portugal stattfanden, dieser Arbeitskreis in Lüneburg gebildet, der ab 1975 von Köln aus wirkte. Als Bach-Stadt war Lüneburg von der Bach-Gesellschaft São Paulos, die mit der Musikfakultät São Paulos in Verbindung stand, empfohlen worden. Köln wiederum genoss schon seit Jahrzehnten den Ruf, Zentrum portugiesischer und luso-brasilianischer Studien in Deutschland zu sein. Außer Lusitanisten wirkten dort auch Musikwissenschaftler und Musikethnologen wie Marius Schneider (1903-1982), die ein besonderes Interesse für die Kultur und Musik der iberischen Halbinsel und Lateinamerikas hatten. Von der musikethnologischen Sektion des musikwissenschaftlichen Instituts wurde ein von Karl Gustav Fellerer (1902-1984) initiiertes Projekt zur Musikgeschichte im weltumfassenden Rahmen des 19. Jahrhunderts von Robert Günther (1929-2015) geleitet. Ziel des Arbeitskreises war es, die Situation der Kultur- und Musikforschung Portugals sowie der lusophonen Länder unter den neuen Bedingungen nach der Nelkenrevolution zu diskutieren und Grundlagen zur Institutionalisierung einer kulturwissenschaftlich orientierten Musikwissenschaft in Portugal und Brasilien zu schaffen. An ihm nahmen u.a. Maria Augusta Alves Barbosa (1912-2012) für Portugal, Armindo Borges für die atlantischen Inseln sowie Antonio Alexandre Bispo für Brasilien teil.


Die Studien gingen von der Analyse von Prozessen aus, die in der Entdeckungszeit eingesetzt hatten. Der Blick war auf Strömungen bzw. reziproke  Einflüsse und Wechselbeziehungen gerichtet, was dem in Brasilien entstandenen Bestreben nach einer prozessorientierten Vorgehensweise entgegenkam. Die Geschichte des Denkens und die theoretischen Tendenzen in der Historiographie, in der Musikwissenschaft sowie in der Kulturforschung wurden besprochen. Die Erfahrungen aus Brasilien konnten auch zur Diskussion von Fragen der Einführung der Kunsterziehung oder der Reform des Musikstudiums am Konservatorium von Lissabon sowie der polyvalenten Kunsterziehung beitragen. Aus den Debatten ging die Einführung der Musikwissenschaften an der Universidade Nova von Lissabon sowie die Gründung der Brasilianischen Gesellschaft für Musikwissenschaft hervor. 1981 wurden Besprechungen in Lissabon über die Aussichten für eine kulturwissenschaftlich orientierte Musikforschung in Portugal sowie über die Präsenz Portugals beim zum Anlass der Gründung der Gesellschaft in diesem Jahr stattfindenden Internationalen Symposium Kirchenmusik und Brasilianische Kultur in São Paulo durchgeführt. Diese Tagung wurde von der Regierung des Staates São Paulo realisiert. Dazu eingeladen wurde das Institut für hymnologische und musikethnologische Studien der Consociatio Internationalis Musicae Sacrae (Rom).


1975 | Kulturarchäologie – Protoportugiesische Studien


Zu den Aufgaben des Arbeitskreises zur Eruierung der Grundlagen der kulturwissenschaftlich orientierten Musikforschung gehörte die Auseinandersetzung mit der Antike auf der iberischen Halbinsel. Die Aufmerksamkeit galt den Interaktionen des aufkommenden Christentums mit dem antiken Kult. Die Literatur über die Besiedlung und vor allem über die Geschichte der Christianisierung der iberischen Halbinsel wurde durchgesehen und diskutiert. Die gnostischen Quellen wurden studiert und vor allem wurden die Texte über den Priszilianismus in Zusammenarbeit mit Theologen und Forschern des Fachbereichs Antike/Christentum der Universität Bonn beachtet. Dabei wurden die Vorstellungen und Darstellungsweisen im Licht der bis in die Gegenwart tradierten Kultformen, die als synkretistisch gelten, analysiert. Hinsichtlich der Hermeneutik der biblischen Texte und der Bildersprache wurden Kontinuitäten vor allem in Kult- und Festtraditionen ländlicher Regionen im Mittelalter diskutiert.


1976 | Studien jüdischer Kultur Portugals


Ein besonderes Anliegen bei den Bemühungen, Grundlagen für eine kulturwissenschaftlich orientierte Forschung zu schaffen, war es, die historische Rolle der jüdischen Kultur in Portugal im Mittelalter und deren Auswirkungen auf andere Regionen der Welt ins Bewusstsein zu rufen. Dabei wurde an die Studien zur jüdischen Präsenz in Brasilien angeknüpft, die im Fachbereich Ethnomusikologie der Fakultät für Musik und Kunsterziehung São Paulos 1972/73 durchgeführt worden waren. Die Vertreibung der Juden aus Portugal zu anderen Regionen Afrikas, Asiens und Europas verlangte nach einer grenzüberschreitenden Betrachtungsweise. Im Rahmen der Arbeiten wurde eine besondere Aufmerksamkeit der jüdischen und christlich-jüdischen Lichtmystik bzw. Kabbala geschenkt. Studien in Amsterdam sowie Besichtigung von Belmonte als historischem Ort des Judentums in Portugal wurden durchgeführt.


1981 | Musikforum – Diversität und Menschenrecht


Von Anfang an zielte die in den 1960er Jahren entstandene Bewegung zur Erneuerung von Sichtweisen auf Klärung von Kulturprozessen, um vielfach unbewusst wirkende Faktoren der Kulturprägung zu beleuchten, die Denken und Handlungen maßgeblich beeinflussen. Die Quellenanalyse und die Relektüre der Fachliteratur erfolgte in Rückbesinnung auf die Tradition der Aufklärung Portugals sowie die Rolle Portugals in der europäischen Aufklärung. Die Bedeutung der Vokalpolyphonie, der Orgelmusik und des Gregorianischen Gesanges in der Musikgeschichte sollte keinesfalls zu einer vergangenheitsverhafteten Forschung führen. Angestrebt war eine gegenwartsbezogene Perspektive, die sich der Analyse von Kulturzuständen und -entwicklungen der Jetztzeit widmen sollte. Die Debatte wurde maßgeblich durch den Literaturwissenschaftler und späteren Staatssekretär Thomas Freund (1958–2019) geführt, der in Lissabon über die Aufklärung in Portugal zur Zeit von Sebastião José de Carvalho e Mello (1699-1782) als Premierminister während der Herrschaft König Josés I. (1714-1777) promovierte. Seine Ansicht, die Kultur-, Kunst- und Musikstudien sollten sich wertorientiert nach den Menschenrechten und -pflichten orientieren, wurde zum Leitgedanken eines Zyklus des multilateralen Leichlinger Musikforums, der von 1981 bis 1985 stattfand.


1985 | Portugal im Europäischen Jahr der Musik


1985 wurde das Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes als freies wissenschaftliches Forschungszentrum in Deutschland gegründet. Der Entschluss dazu wurde bei Gesprächen in der ehemaligen Abtei Royaumont im Anschluss an das Symposium der Europäischen Gemeinschaften über Wechselbeziehungen zwischen Europa und Lateinamerika in Brüssel getroffen.


Die Überlegungen und Veranstaltungen im als Europäisches Jahr der Musik proklamierten Jahr 1985 sollten nicht auf einige Länder Zentral- und Westeuropa beschränkt bleiben. Zu den Ländern, die mehr Berücksichtigung forderten, zählte vor allem Portugal. Die Bedeutung Portugals zur Zeit der Entdeckungen im europäischen Zusammenhang musste auch unter dem Aspekt der Musik ins Bewusstsein gebracht werden. Darüberhinaus war Portugal für Studien der europäischen Expansion in den außereuropäischen Raum unerlässlich, was in einer Zeit wachsender Globalisierung von besonderer Aktualität erschien. Die Studien und Debatten erfolgten in enger Zusammenarbeit mit dem Projekt Music in Life of Man (MLM) des Internationalen Musikrates (IMC) der UNESCO, was die Entwicklungen der folgenden Jahre maßgeblich prägte.


Zu den ersten wissenschaftlichen Unternehmungen des ISMPS zählte die Realisierung von euro-mediterranen Studien zum Gedenkjahr des Komponisten Antonio Carlos Gomes (1836-1986) in Brasilien, Italien und Malta, wo der portugiesischen Präsenz im Johanniterorden gedacht wurde. Die Bedeutung des Ordens für eine ältere Geschichte gesamteuropäischer Prozesse sowie die Gestalt des Großmeisters António Manoel de Vilhena (1663-1736) sollten unter dem Aspekt grenzübergreifender Vorgänge im Mittelmeerraum und im Nahen Osten analysiert werden.


Die Berücksichtigung Portugals im Europäischen Jahr der Musik war u.a. auch unter religionswissenschaftlichen Aspekten von Bedeutung, da die portugiesischen Entdeckungen eng mit der Ausbreitung des abendländischen Christentums zusammenhingen. Diese Bedeutung konnte bei einer akademischen Feier an der Universität Gregoriana in Rom 1987 hervorgehoben und diskutiert werden.


Ein weiterer Studienzyklus galt 1988/89 Madeira als Ort der ersten Diözese und Zentrum von besonderer Bedeutung für die europäische Expansion im atlantischen Raum zum Anlass der Städtepartnerschaft Santos-Funchal. Aus der Perspektive der Madeira-Studien konnten auch Entwicklungen auf dem Festland betrachtet werden.


1989 | Religionswissenschaft und Kulturforschung


1989 wurde Portugal beim Internationalen Symposium zu christlichen Traditionen und Synkretismus berücksichtigt, das in verschiedenen Städten Deutschlands abgehalten wurde. Die Tagung wurde von dem Volkskundler Américo Pellegrini Filho als Leiter des Zentrums empirischer Kulturwissenschaft der Universität São Paulo angeregt. Das Symposium knüpfte an Studien an, die seit den 1960er Jahren in der Brasilianischen Gesellschaft für Volkskunde, im Forschungszentrum der Gesellschaft für prozessorientierte Studien (ND) sowie im Fach Ethnomusikologie in Brasilien durchgeführt wurden. Es erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Forschern und Institutionen Portugals und wurde von brasilianischen Stiftungen getragen. Zur Mitarbeit eingeladen wurde die musikethnologische Sektion des Instituts für hymnologische und musikethnologische Studien (Maria Laach). Dabei wurden die Ergebnisse von Studien zu protoportugiesischen Kulturprozessen, der Gnosis und der jüdisch-christlichen Kabbala berücksichtigt. Ziel war eine Überprüfung der Auffassungen über den Synkretismus. Die Beziehungen zwischen Kult- und Festbräuchen des Kirchenjahres zum Naturjahr der nördlichen Hemisphäre wurden näher betrachtet.


1989 | Portugiesische Migrantenkreise in Europa


1989 veranstaltete das ISMPS in Köln eine internationale Tagung zu Kultur und Musik Portugals in der Migration. Sie wurde vom Kulturamt der Stadt Köln unterstützt. Damit wurde eine Thematik unter aktualisierten Aspekten wieder in das Zentrum der Debatten gestellt, die die Anfänge der Entwicklung des Denkens in den 1960er Jahren bestimmte. Damals stand die portugiesische Migration in Brasilien im Zentrum der Aufmerksamkeit. Nun sollte der Blick auf die portugiesischen Einwanderer und ihre Nachkommen in europäischen Ländern gerichtet werden. Die Rolle der Folklore in den portugiesischen Gemeinden, die in großangelegten Festivals zum Ausdruck kam, sollte analysiert werden. Probleme der Identität und Integration von Migranten wurden erörtert.


1992 | Grundlagenforschung in Studien von Kulturprozessen


1992 wurde die Notwendigkeit der Grundlagenforschung in Studien der Rolle der Musik in Kulturprozessen, die die Portugiesen seit der Ankunft in den außereuropäischen Regionen entfacht haben, in einem internationalen musikwissenschaftlichen Kongress in Rio de Janeiro zum Anlass des 500. Jahres der Entdeckung Amerikas thematisiert. Der Kongress wurde von der Brasilianischen Gesellschaft für Musikwissenschaft (SBM) in Zusammenarbeit mit dem ISMPS konzipiert und realisiert. Dazu wurden auch andere nationale und internationale Institutionen zur Mitwirkung eingeladen. Die Bedeutung und der Stand der Studien zu den Kulturgrundlagen Portugals wurde durch Prof. Dr. Verissimo Serrão (1925-2020) als Vorsitzenden der portugiesischen Akademie für Geschichte und durch Prof. Dr. M. A. Alves Barbosa als Ehrenvorsitzender des ISMPS im Namen der an den portugiesischen Universitäten institutionalisierten Musikwissenschaft behandelt.


1995 | Aktualisierung des Wissens – Regionalstudien


20 Jahre nach den Konferenzen in Portugal über die Notwendigkeit der Erneuerung der Kultur- und Musikstudien angesichts der politischen Umwälzungen in den portugiesischsprachigen Gebieten wurden die seitdem erfolgten Entwicklungen in einer vom ISMPS veranstalteten Studienreise in Portugal beobachtet. Die Aufmerksamkeit richtete sich vor allem auf Regionen und Institutionen, die bereits 1973/74 besucht worden waren. Die Kult- und Festpraktiken des Gundizalvus von Amarante, die beim Symposium 1981 in São Paulo Gegenstand von Debatten von Volkskundlern, Musikethnologen und Theologen waren, sollten an Ort und Stelle beobachtet werden. Dieses Aktualisierungsprogramm des ISMPS lieferte die Grundlagen für weitere Projekte sowie für die Veranstaltung eines Kolloquiums zu musikanthropologischen Fragen in Brasilien 1998.


1997–2001 | Musikgeschichte in globalen Zusammenhängen


Die Rolle der Musik in der Begegnung der Kulturen in der Kultur- und Musikforschung Portugals wurde seit der Gründung des ISMPS 1985 zu verschiedenen Anlässen diskutiert. Der Stand und die Perspektiven der Forschung wurden bei einer Vorlesungsreihe, die von 1997 bis 2001 an der Universität Köln stattfand, erörtert. Die Interaktionen in epochalen Zusammenhängen seit der Entdeckungszeit wurden besprochen. Schließlich wurde der Forschungsstand der Entwicklungen vor der Entdeckungszeit in Antike und Mitteralter betrachtet.


1998 | Vasco da Gama-Jahr: Portugal in der Musikanthropologie


Zum Anlass des Vasco da Gama-Jahres veranstaltete das ISMPS 1997/98 ein internationales Kolloquium in Städten des Staates São Paulo, das das Menschenbild in Kult- und Festtraditionen Portugals zum Gegenstand hatte. Die Tagung wurde u.a. von der Nationalen Kommission der Portugiesischen Entdeckungen, von der Kommission der Entdeckungen von Lagos sowie von den Universitäten Lissabon, Coimbra und Évora unterstützt. Im Mittelpunkt der Betrachtung standen, ausgehend von den vorhergehenden Studien in Portugal, die Kult- und Festpraktiken von Gundizalvus von Amarante, der in Brasilien als Schutzpatron der Gitarrenspieler gilt.


1999 | Musik und Visionen – Brasil-Europa 500 Jahre


Zur Eröffnung der internationalen Veranstaltungen zum Gedenken an die Entdeckung Brasiliens vor 500 Jahren wurde vom ISMPS und der Deutschen Welle 1999 ein Kongress zum Thema Musik und Visionen veranstaltet. Die Tagung wurde u.a. von den portugiesischen und brasilianischen Botschaften, von der Nationalen Kommission der Entdeckungen Portugals, von der Stadt Köln sowie von deutschen, portugiesischen und brasilianischen Universitäten unterstützt. Er wurde durch die Anzahl der teilnehmenden portugiesischen Experten zum größten bis dahin veranstalteten Kongress zur Musikkultur Portugals in Europa. Ein bedeutender Aspekt der Thematik betraf die leitenden und tragenden Visionen der Portugiesen, die sie zum Aufbruch in die außereuropäischen Regionen drängten und zu den Entwicklungen führten, die auch nach 500 Jahren noch in der Gegenwart nachwirken. Bilder, Zukunftsbilder, Sichtweisen, aber auch Utopien, Träume, Illusionen und in die Irre führende Vorstellungen sollten zusammen mit der Musik als Affekte bewegender, Emotionen schaffender, psychisch prägender Faktor in Geschichte und Gegenwart diskutiert werden.


2001 | Kultur- und Musikforschung im 21. Jahrhundert


Im Anschluss an den Kongress Musik und Visionen schien es angebracht, die Geschichte und Gegenwart der  portugiesisch-brasilianischen Studien in Deutschland in ihren Denkströmungen und politischen Tendenzen näher zu betrachten. Zum ersten Mal wurde die Musik Portugal bzw. die Musikforschung Portugals Thema einer Lehrveranstaltung einer deutschen Universität. Auf Anregung des ISMPS fand 2000/01 ein Hauptseminar an der Universität Köln statt, in dem bis dahin unbeachtete Quellenmaterialien zur Geschichte der portugiesisch-brasilianischen Studien analysiert wurden.


2002 | Europäische Dimensionen portugiesischer Musikkultur


Die Bedeutung Portugals in der Musikgeschichte Europas sollte mit der Gründung des ISMPS im Europäischen Jahr der Musik 1985 ins Bewusstsein gebracht werden. Im Rahmen des Trienniums wissenschaftlicher Tagungen, das mit dem Kongress Musik und Visionen 1999 eröffnet wurde, sollten die europäischen Dimensionen portugiesischer Musikkultur Thema eines internationalen Symposiums werden. Anlass dazu war die Ernennung von Porto zur europäischen Kulturhauptstadt. An dem Kongress nahmen Vertreter portugiesischer und brasilianischer Universitäten und Forschungszentren teil. Von Porto als Bezugspunkt aus sollten verschiedene Aspekte der europäischen Musikkultur betrachtet werden. Wirken und Werk portugiesischer Komponisten sollten als Ausgangspunkt für die Betrachtung der Rolle der Musik in Kulturprozessen im europäischen Kontext dienen. In Fortsetzung der Thematik „Musik und Visionen“ wurde eine Ausstellung zum Schaffen und Denken von Raphael Bordalo Pinheiro (1846-1905) veranstaltet.


2002 |  Perspektiven eurobrasilianischer Studien


Projekte und Perspektiven der Kultur- und Musikstudien des portugiesischsprachigen Raumes zum Beginn des 21. Jahrhunderts wurden zum Thema eines euro-brasilianischen Kongresses, der in mehreren Staaten Brasiliens stattfand. Dieser Kongress im Jahr 2002 schloss das Triennium wissenschaftlicher Tagungen anlässlich des Gedenkes an die Entdeckung Brasiliens vor 500 Jahren ab, das vom Kongress Musik und Visionen des ISMPS 1999 in der Deutschen Welle eröffnet worden war. Im Abschlusskongress des Trienniums sollten in verschiedenen Kontexten Projekte und Perspektiven der prozessorientierten Kultur- und Musikforschung in ihren Beziehungen zur Kunst- und Musikerziehung sowie zum Musikschaffen diskutiert werden. Die Diskussionen kreisten um Projekte in Regionen mit kolonialer Geschichte, um Fragen der Identität, der urbanen und metropolen Kontexte sowie der Auswirkungen von Erschließungen auf indigene Gesellschaften. Die Weiterwirkung der von den Portugiesen zur Entdeckungszeit in Gang gesetzten Prozesse sollte diskutiert werden. Die Notwendigkeit, diese Vergangenheit in ihrer Einschreibung in ein Ganzes des Welt- und Menschenbildes Portugals zu analysieren, um Klarheit über die in der Gegenwart weiterwirkenden Entwicklungen zu erhalten, wurde hervorgehoben.


2004 | Internationales Kolloquium inter- und transkultureller Studien


2004 fand zum Anlass der Gründung von São Paulo vor 450 Jahren ein internationales Kolloquium interkultureller Studien in São Paulo und Rio de Janeiro statt, das vom ISMPS unter Mitwirkung von Institutionen der Universität Coimbra sowie von Dozenten und Studenten der Universitäten Köln und Bonn veranstaltet wurde. Die Sitzungen wurden im Kulturzentrum der Stadt São Paulo, im Zentrum für Jesuiten-Studien des Museums Anchieta, in der Akademie für Literatur São Paulos sowie der Brasilianischen Musikakademie in Rio de Janeiro abgehalten. Urbane Prozesse in Coimbra und in São Paulo wurden diskutiert. Die Tagung konnte auf eine lange Entwicklung der Studien zurückgreifen.


Bei den Kultur- und Musikstudien der portugiesischen Kreise São Paulos in den 1960er Jahren wurde Coimbra als Sitz einer traditionsreichen Universität und Ausstrahlungszentrum von Denkströmungen mit weitreichenden Wirkungen auch auf die außereuropäische Welt beachtet. Bei der Ausrichtigung der Aufmerksamkeit auf Diffusionsprozesse wurden die studentischen Tunas-Ensembles zum Gegenstand der Debatten, da diese Gruppen auf ihren Tourneen zu Vermittlern von Traditionen der Vokal- und Instrumentalmusik geworden waren. 1973/74 wurden in Coimbra Besprechungen über die Neuorientierung der Kultur- und Musikstudien angesichts der Konflikte in portugiesischen Überseegebieten abgehalten. Die Arbeiten des ISMPS erfolgten in engem Zusammenhang mit den Entwicklungen kritischer Jesuitenstudien. 1997 wurde in einem Seminar an der Universität Coimbra die Notwendigkeit einer kulturwissenschaftlichen Analyse der Orientierung, die die Missionare dort erhielten, und der kritischen Auseinandersetzung mit den konservativen bzw. traditionalistischen Tendenzen von Coimbra hervorgehoben.


2008 | 200 Jahre der Übersiedlung des portugiesischen Hofes nach Brasilien


Zum Anlass des Gedenkes der Ankunft des portugiesischen Hofes in Brasilien und der Eröffnung der brasilianischen Häfen vor 200 Jahren veranstaltete das ISMPS 2008 ein Kolloquium in Deutschland, in dem die gesamteuropäische Bedeutung dieses Ereignisses in Vorträgen und Konzerten besprochen wurde. Die Geschichte Portugals des 19. Jahrhunderts ist deswegen äußerst bemerkenswert, weil es ein europäisches Königreich war, das über viele Jahre sein Zentrum in einer außereuropäischen Region hatte, nämlich in Rio de Janeiro. Dadurch erlangt Portugal eine besondere Bedeutung für eine Geschichte globaler Beziehungen und Kontexte. Die Auswirkungen der Präsenz des portugiesischen Hofes in Rio de Janeiro waren seit den 1960er Jahren Gegenstand von Studien. Diese richteten sich u.a. auf Marcos Antonio da Fonseca Portugal (1762-1830), der ein weltweit gefeierter Opernkomponist war, der aber in der Musikforschung aus nationalistischen Vorbehalten ungerecht behandelt wurde. Die Korrektur seines Bildes sowie die neue Bewertung seines Wirkens wurden im Rahmen des ISMPS zu verschiedenen Anlässen diskutiert.



Studienzyklen

(Auswahl)


2011 | Westeuropa


Aspekte der aktuellen Entwicklungen und Strömungen, die Portugal, Spanien, Frankreich und Großbritannien vernetzen, wurden Gegenstand der Betrachtung in einem Studienzyklus, den das ISMPS 2011 durchführte. Portugal ist durch seine Lage auf der iberischen Halbinsel im Westen Europas am atlantischen Ozean nicht nur in mediterrane und atlantische, sondern auch in westeuropäische Kontexte eingeschrieben. Die Geschichte Portugals ist eng mit historischen Entwicklungen in Frankreich verflochten. Diese bestimmten vielfach die Heiratspolitik der Könige, die Lebensweisen, das Kunst- und Musikschaffen. Die Bedeutung der Beziehungen zu Burgund und Flandern im Mittelalter und in der Renaissance wurde im Rahmen der Studien und Besprechungen des 1975 gegründeten Arbeitskreises aufmerksam diskutiert, der die Gründung des ISMPS vorbereitete. 1983 wurden diese Beziehungen in einem multilateralen Musikforum in Leichlingen in Kooperation mit der Stadt Marly-le Roy besprochen. Die luso-flämischen Beziehungen im „goldenen Zeitalter“ der Vokalpolyphonie wurden vielfach in Vorträgen und Tagungen hervorgehoben. Zugleich wurden auch die Beziehungen zu England bereits 1975 bei Studien in britischen Institutionen betrachtet und dessen politische und kulturpolitische Bedeutung für Portugal diskutiert. Der französische Einfluss auf Literatur, Kultur, Kunst und Musik Portugals des 19. Jahrhunderts wurde bereits in einer umfangreichen Literatur gewürdigt. Die neuen Bedingungen, die sich durch die Bestrebungen zur europäischen Einigung in der Gegenwart stellen, sollten von einer Forschung, die gegenwarts- und zukunftsorientiert ist, beachtet werden.


2018 | Mittelmeerraum


2018 wurde der Gründung der Gesellschaft Nova Difusão (ND) 1968 in São Paulo in Studienzyklen des ISMPS gedacht. Im Forschungszentrum für Musikologie der ND wurde damals der Ansatz einer kulturwissenschaftlich orientierten Musikforschung erarbeitet, der die Arbeit des ISMPS seit Jahrzehnten bestimmt. Dieses Datum gab Anlass für Bilanzen, für Einordnungen von Projekten, Ereignissen und Erinnerungen an mitwirkende Forscher, aber auch zur erneuten Auseinandersetzung mit Themenkreisen, die die Studien seit einem halben Jahrhundert grundlegend prägen. Zwei Kontexte sollten unter neuen Fragestellungen in den Portugal-Studien besonders berücksichtigt werden, nämlich der euro-mediterrane und der euro-atlantische.


Die Studien zum Mittelmeerraum knüpften an frühere Forschungen sowie an die Besprechungen an, die im Institut Euro-Mediterraner Studien stattgefunden hatten. Die Ernennung von La Valletta zur Europäischen Kulturhauptstadt 2018 veranlasste eine besondere Berücksichtigung von Malta und somit die Wiederaufnahme von Themen, die bei den ersten Veranstaltungen des ISMPS 1986/87 in Zusammenarbeit mit Institutionen aus Malta behandelt wurden. Die Einschreibung Portugals in den mediterranen Kontext sowie die Aus- und Rückwirkungen von Prozessen, die sich im mediterranen Raum seit der Antike abspielten, auf den äußersten Westen Europas sollten von den mediterranen Inseln aus Gegenstand von Überlegungen werden.


2018 | Azoren und Südafrika


Die Studien zu euro-atlantischen Kontexten und der in ihnen sich abspielenden Prozesse in Geschichte und Gegenwart sollten eine Thematik wieder aufgreifen, die seit der Bildung des internationalen Arbeitskreises 1975 die Vorbereitungen zur Gründung des ISMPS prägte. Das Thema wurde 1982/83 Gegenstand eines multilateralen Musikforums in Leichlingen, in dem eine differenzierte Betrachtung der atlantischen und transatlantischen Thematik gefordert wurde. In einer der ersten Veranstaltungen des ISMPS wurden 1988 die atlantischen Studien zum Anlass der Partnerschaft Santos-Funchal Gegenstand von Besprechungen mit Regierungsinstanzen und Institutionen Madeiras. Die atlantischen Studien im Rahmen des ISMPS wurden durch die Mitwirkung dessen Mitbegründers, des Azorianers Armindo Borges, sowie des Dirigenten und Musikforschers Manuel Ivo Cruz (1932-2010) maßgeblich geprägt. Die Studien dienten auch zur Vorbereitung der Arbeiten zum 150. Jahresgedächtnis des Komponisten Francisco de Lacerda (1869-1934).  Die südatlantischen Kontexte aus der Perspektive des kontinentalen Portugals wurden bei Studien 2018 in historischen Städten Südafrikas berücksichtigt. Sie dienten der kontextgerechten Lektüre und Deutung der Angaben in den Quellen und Gestalten Portugals der Entdeckungszeit. Die Bildersprache der Lusiaden von Luís de Camões (1524-1580) mit deren Verweisen auf die Antike stand im Mittelpunkt der Überlegungen.




Materialien

(die autonomen Regionen Madeira und Azoren sowie die alten Überseegebiete werden gesondert unter den jeweiligen Seiten aufgeführt)


A Ordem dos Cavaleiros de São João na sua constituição plurinacional

Do Cabo das Tormentas ao da Boa Esperança

O „padrão de São Gregório“ em Port Elisabeth

A „Praia dos Vaqueiros“ na Angra de São Brás - Mossel Bay

A feitiçaria combatida pela Inquisição em Cartagena de Indias

A imagem do deserto na tradição eremita agostiniana em processos culturais na América hispânica

Os conhecimentos portugueses do mundo e os primeiros intentos de transpassagem do ístmo centro-americano

Cantai hinos, homens de asas contra o vento

O Borgo medievale da Esposizione Generale Italiana de 1884 em Turim

Amirante e Mascarenhas: dimensões de nomes

„O romance de Diogo Soares“ e Martim Afonso de Souza

As primeiras conferências de pesquisa de música e de Educação Artística a partir de 1975 na Alemanha

Jorge Peixinho (1940-1995) como referencial nas complexas relações Portugal-Alemanha-Brasil

Maria Augusta Alves Barbosa (1913-2013) e o estudo de processos culturais em relações luso-brasileiras

Vincentivs Lvsitanvs: Um Compositor Português e Teórico-Musical do Século XVI

História e visões de imagens históricas: mutabilidade de enfoques. Diferenciando assertivas de Jacob Christoph Burckhardt (1818-1897)

A música na sua perdida unidade como prisma de visão da vida

Ressonâncias de Herman Friedrich Grimm (1828-1901)

O conceito de corrente nas Ciências Musicais de Portugal

Repercussões da doutrina dos Círculos Culturais (Kulturkreislehre) e sua crítica em discussão luso-brasileira

A qualificação de "portuguesa" e "brasileira" da cultura, da arte e da música

Análise do tempo e não sínteses ou atribuições de sentidos ao passado

O português Vincente ou o "Vincente Lusitano" na esfera da Reformação na Europa Central

Focalizando a Diocese norte-africana de Ceuta e a cidade de Olivença

A conquista de Ceuta e a análise de visões e imagens

Discussão na Alemanha do Plano Nacional de Educação Artística em Portugal

Projeto de Proposta de Lei de Bases do Plano Nacional de Educação Artística de Portugal

A questão das equiparações de escolas de formação artística à Universidade

A Côrte em Évora como centro cultural, suas dimensões e irradiações

A Igreja em Évora como centro cultural, suas dimensões e irradiações

A Universidade em Évora como centro cultural, suas dimensões e irradiações

Música e músicos em Évora como centro cultural, suas dimensões e irradiações

A sinagoga portuguesa de Amsterdam como monumento da liberdade de de-conversão

O objetivo do Estado é a Liberdade segundo Baruch Spinoza/Bento de Espinosa (1632-1677)

A irmandade "Árvore da Vida" (Ets Haim) da sinagoga portuguesa de Amsterdam e sua biblioteca

Complexo imagológico da fundação de Lisboa

O Portal da Conceição Velha da Baixa de Lisboa

Paradoxias de Novos Mundos e edifícios historiográficos. Pedro Fernandes de Queirós (1565-1614), o descobridor português da Oceania

Economia e concepções político-culturais nos estudos do mundo de língua portuguesa

Mercado e finanças nas suas relações com Anschauungen

Intercâmbio Cultural Teuto-Português" de Elise Hermine von Hopffgarten (1869-?) e o círculo de Hedwig Heyl (1850-1934)

Mathilde Auguste Hedwig Fitzler Kömmerling (1896-1993) e o papel do Brasil no movimento feminino alemão

Luise Ey (1854-1936) e Carolina de Michaelis (1851-1925). O Instituto Alemão de Coimbra e Bernard Schädel (1878-1926)

Egmont Zechlin (1896-1992) e a história dos Descobrimentos nos seus elos com o debate historiográfico alemão

La mise en valeur des Colonies Portugaises de Elemér Böhm

O "problema colonial" e a Liga das Nações

Hans Friedrich Blunck (1888-1961) e Oswald Theodor Barão von Hoyningen-Huene (1885-1963)

Da História das Ciências como objeto de estudos culturais e dos Science Studies

Reconstrução colonial portuguesa e revisionismo colonial alemão

Política colonial sob perspectiva do desenvolvimento dos transportes aéreos

O "Dia da Raça" ibérico e iberoamericano na Alemanha do III Reich

A "Comunidade de Estudos Teuto-Portuguesa"

Hitler e as relações Portugal-Alemanha

Análises alemãs da economia nas colonias portuguesas nos anos 30

"Ponte para o Ocidente“. A questão da justificativa de Colonia como centro de estudos luso-brasileiros

"Portão para o mundo“. A questão da justificativa de Hamburgo como centro de estudos luso-brasileiros

Inauguração do Instituto Português-Brasileiro de Colonia (1934) na sua inserção política

"BRASIL na EUROPA", "PORTUGAL na ALEMANHA", "BRASIL na ALEMANHA" e congêneres

Ivo Cruz, Manuel. O essencial sobre a Ópera em Portugal.

Maria Anna do Carmo de Bragança (1861-1942), Grã-Duquesa do Luxemburgo

D. Carlos I° (1863-1908) nos estudos histórico-culturais

1968 na História Contemporânea das Relações Interculturais

Sônia Maria de Freitas. Presença Portuguesa em São Paulo

A chegada da Corte Portuguesa ao Brasil

A Universidade de Coimbra e as Ciências Musicais

O Acordo Cultural Luso-Brasileiro no contexto histórico-político da propagandane do intercâmbio cultural da década de trinta

Política do Atlântico dos anos trinta e o seu edifício teórico-cultural

O Congresso Luso-Espanhol do Porto, 1942

O Instituto Luso-Brasileiro de Alta Cultura, a "alma da raça" e a pátria virtual

Contextos internacionais da propaganda político-cultural dos anos 30

Compreensão do mundo, a esfera celestial e o globo terrestre

Concepções de musicologia-histórica, exame crítico e teoria

Luso-Brasileirismo, ítalo-brasileiros e mecanismos performativos

Francisco de Andrade (1856-1921)

Duas revistas da Iª República Portuguesa

Patrimônio cultural e qualidade de vida

O Órgão „Arp Schnitger“ de 1701

Um poeta do neo-realismo: Veiga Leitão

Vasco Resende: A Sociedade da Expansão na Época de D. Manuel I

Música portuguesa. Manuel Ivo Cruz - Manuela Gouveia - Pevlen Philharmonic Orchestra

Espanha, Portugal e América Latina nos Estudos Culturais

ISMPS no programa EuropaContacto da Rádio e Televisão de Portugal - RTPi

Polifonia e sociedade. Questões de sentido e problemas religiosos atuais

Publicações comentadas. Comissão dos Descobrimentos de Lagos

50 anos de atividades profissionais de Manuel Ivo-Cruz

Memória e museologia dos judeus portugueses no Caribe

Fundamentos da cultura musical cristã no mundo extra-europeu: a área do antigo padroado português

"Novo estilo de cantar os Reis" : Documento proveniente do Rio de Janeiro (1818) e conservado em Lisboa

Malta, laços histórico-musicais com Portugal - o grão-mestre Manuel Pinto da Fonseca

Michel Giacometti - Fim de uma fase da etnomusicologia em Portugal -

Materiais para a História da Educação Musical no Mundo de Língua Portuguesa

A. F. de Castilho e F. N. dos Santos Pinto: Significado dos Açores na História da Educação Musical: Estréias Poético-Musicais (1853)

M. Ramos - Pesquisa da música tradicional e legislação portuguesa da Educação Musical: A Musica Portugueza (1892)

A. Bensaúde - Darwinismo e canto: Uma concepção evolucionista da música (1905)

A. Cesar Borges- Canções a várias vozes (1888)

Colóquio Anthropos ludens - Saudação da Comissão Municipal dos Descobrimentos de Lagos

A época dos descobrimentos, a cultura e a ciência

Materiais para o estudo do culto a São Gonçalo de Amarante em Portugal

Música e dança no culto de São Gonçalo de Amarante

Música no encontro do Ocidente com o Oriente

Mensagem da Embaixada de Portugal na Alemanha

Congresso Internacional Brasil-Europa 500 Anos: Exposição „Portugal-1500-Brasil“

Língua portuguesa: Evolução em duas latitudes

A Polifonia Vocal em Portugal e suas irradiações no Brasil

Os Beneditinos portugueses e o voto do "Passar o mar": A música nos mosteiros do Brasil

A música na documentação histórica portuguesa respeitante ao Brasil: alguns elementos

Perspectivas profissionais de músicos portugueses na época dos Descobrimentos

Imagens da música sacra em Portugal na primeira metade do século XVIII

Visões e perspectivas da investigação da música e personalidade de Marcos Portugal (1762-1830)

Considerações sobre as relações entre o Brasil e Coimbra

As relações do compositor Fernando Lopes-Graça com a cultura brasileira

Música Além Atlântico

Congresso Internacional Brasil-Europa 500 Anos. Recepção da Comunidade Portuguesa de Colonia

Congresso Internacional Brasil-Europa 500 Anos. Aportes histórico-musicais portugueses ao Congresso

Mensagem para o Congresso de Estudos Euro-Brasileiros 2002. Dom Duarte de Bragança

Transformações político-culturais européias no século XIX e relações euro-brasileiras